Kein Platz für Eltern

Make Way for Tomorrow comedy, drama, romance
Kinostart
22.07.1937
Produktionsland
USA
Genre
Spache
English
Drehbuch
IMDB
8.2 (7009 Stimmen)
100 %
Cover: Kein Platz für Eltern
Amerika in der Great Depression: Das ältere Ehepaar Barkley und Lucy Cooper verliert ihr Haus durch eine Zwangsvollstreckung, nachdem Barkley wegen seines Alters keine neue Arbeitsstelle mehr gefunden hatte. Sie versammeln vier ihrer fünf erwachsenen Kinder (eine Tochter lebt tausende Kilometer entfernt), um ihnen die schlechte Lage mitzuteilen. Schnell wird den Kindern mit Schrecken klar, dass sie ihre Eltern aufnehmen müssen, weil diese sonst auf der Straße stehen würden. Doch abgesehen von Tochter Nellie haben die Kinder keinen Platz für beide Eltern, sondern nur für jeweils ein Elternteil. So müssen Lucy und Barkley fortan 300 Kilometer entfernt wohnen: Lucy beim Sohn George, Barkley bei Tochter Cora. Nellie verspricht zwar, dass sie ihren wohlhabenden Ehemann Harvey um die Aufnahme beider Eltern bitten will, doch als sie Harvey später recht halbherzig darum bittet, lehnt dieser barsch ab.

Lucy zieht zu Sohn George mit seiner Ehefrau Anita nach New York. Auch Anita und George haben mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen, so leitet Anita in ihrer Wohnung für zusätzliches Geld Abends einen Bridge-Kurs für die bessere Gesellschaft, wobei sich die Großmutter dabei als störend erweist. Zudem nervt sie die Freunde ihrer 17-jährigen Enkelin Rhoda mit zahllosen uralten Anekdoten. Lucy macht im Haushalt ihrer Schwiegertochter, was sie will. Sie untergräbt Anitas Autorität, als sie ihr verschweigt, dass Rhoda Abends regelmäßig mit Männern ausgeht. Lucy versucht unterdessen positiv in die Zukunft zu blicken und hofft auf eine baldige Lösung, auch wenn sie insgeheim weiß, dass ihr Mann keine Chance auf einen Job hat.

Barkeley wohnt bei Tochter Cora und sucht weiterhin nach Arbeit, denn nur so kann er sich wieder mit seiner Frau vereinen – doch wegen seines Alters erhält er nur Absagen. Vom jüdischen Ladenbesitzer Max Rubens, der ähnliche Erfahrungen mit seinen Kindern macht, erhält er dabei mehr Hilfe als von seiner harschen Tochter Cora, zumal ihr eigener Mann ebenfalls arbeitslos ist. Der sturköpfige Barkley irrt auf der Suche nach Arbeit durch die eiskalten Straßen der Stadt und holt sich eine Erkältung. Als Barkley mit seiner Erkältung im Bett liegt, will Cora ihn für seine Gesundheit an einen Ort mit milderem Klima bringen will und schlägt vor, dass er zur anderen Tochter Addie ins warme Kalifornien zieht – scheinbar in Besorgnis um seine Gesundheit, doch in Wirklichkeit will sie ihn nur aus dem Haus haben. Barkley stimmt seiner Tochter Cora zu, ins Tausende Kilometer entfernte Kalifornien zu ziehen, obwohl er ihre wahre Motivation erahnt.

Auch George und Anita suchen einen Weg, um Lucy loszuwerden, sagen ihr das jedoch nicht im offenen Gespräch. Dennoch fühlen Barkley und Lucy, dass sie eigentlich unerwünscht sind. George und Anita planen, Lucy in ein Seniorenheim unterzubringen, was Lucy durch einen Zufall erfährt. Doch Lucy will es ihrem Sohn in einem Anfall von Mutterliebe ersparen, selbst diese heikle Angelegenheit anzusprechen, weshalb sie zu ihm geht und sagt, sie wolle aus eigenem Antrieb ins Seniorenheim ziehen – in Wirklichkeit empfindet sie Seniorenheime als einen schrecklichen Ort.

Lucy und Barkley gehen noch einmal durch die Straßen von New York, an dem Tage, an welchem Barkley mit dem Spätzug nach Kalifornien fahren muss. Das alte Ehepaar besucht das Hotel, in welchem sie 50 Jahre zuvor ihre Flitterwochen verbracht haben und verbringen dort ihre letzten Stunden sehr glücklich. Sie haben zwar kein Geld, doch völlig fremde Menschen zeigen sich gegenüber dem Ehepaar respektvoll, spendabel und hilfsbereit – im Kontrast zu ihren selbstbezogenen und wenig hilfsbereiten Kindern. Als sie beispielsweise auf die Tanzfläche gehen, wird plötzlich ein sehr schnelles Lied gespielt und beide kommen nicht mehr mit – der Kapellmeister sieht das und spielt langsamere Musik. Lucy und Barkley lassen für den Ausflug ins Hotel ein Abschiedsessen mit ihren Kindern ausfallen und teilen ihnen das nüchtern am Telefon mit. Die Kinder beginnen plötzlich an ihrem eigenen Verhalten zu zweifeln und sie machen sich und den anderen Vorwürfe. Doch die Zeit ist inzwischen zu weit vorangeschritten, sodass sie den Zug nicht mehr erreichen können, um von ihrem Vater Abschied zu nehmen.

Am Bahnsteig verabschieden sich Lucy und Barkley, welcher ihr verspricht, eine Arbeit in Kalifornien zu finden und sie dann zu sich zu holen. Lucy sagt, dass sie sich sicher ist, dass sie sich wiedersehen werden und alles gut. Dann kommt es zu einem echten Abschied: sie sagen, dass sie zunächst davon ausgehen sollten, dass sie sich nicht wiedersehen werden, weil so vieles geschehen könnte. Beide gestehen sich ein letztes Mal ihre lebenslange Liebe, ehe Barkley alleine in den Zug einsteigt. Der Film schließt mit einem letzten Blick Lucys auf den wegfahrenden Zug. Ob sie sich noch einmal wiedersehen, ist fraglich.

Andre Schneider