Der dritte Mann

The Third Man film-noir, mystery, thriller
Kinostart
12.10.1949
Produktionsland
UK
Genre
Spache
English, German, Russian
IMDB
8.2 (129525 Stimmen)
99 %
Cover: Der dritte Mann
Wien nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Stadt ist in Besatzungssektoren der vier Siegermächte USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien aufgeteilt. Ein fünfter, internationaler Sektor, die Innere Stadt, wird von den vier Mächten gemeinsam (d. h. monatlich abwechselnd) verwaltet.

Der Amerikaner Holly Martins, Autor von billigen Wildwestromanen, ist finanziell am Ende. Ein Arbeitsangebot von seinem in Wien lebenden Jugendfreund Harry Lime kommt ihm gerade recht. Bei seiner Ankunft erfährt Martins, dass Harry kurz zuvor bei einem Verkehrsunfall direkt vor seinem Haus ums Leben gekommen sei. Bei der Beerdigung spricht ihn der britische Major Calloway an und eröffnet ihm, sein verstorbener Freund sei ein übler Schieber gewesen, was Martins empört zurückweist. Calloway empfiehlt ihm, mit der nächsten Maschine nach Hause zu fliegen.

Martins beginnt mit eigenen Recherchen und stößt auf eine Reihe merkwürdiger Zufälle: Harry wurde von seinem eigenen Fahrer überfahren. Zwei von Harrys Bekannten (Kurtz und Popescu), die mit ihm unterwegs waren, trugen den Sterbenden auf den Gehsteig, und Harrys Hausarzt Dr. Winkel, der zufällig wenige Minuten später zugegen war, stellte noch am Ort des Geschehens seinen Tod fest. Bei seinen Nachforschungen trifft Martins auch auf Harrys ehemalige Freundin Anna Schmidt, die als Schauspielerin im Josefstadttheater arbeitet. Bei einer Hausdurchsuchung werden Annas Papiere als Fälschung enttarnt und einbehalten. Da sie aus der Tschechoslowakei stammt und mit von Harry organisierten Papieren in Wien lebt, droht ihr eine Auslieferung an die sowjetische Besatzungsmacht.

Der Portier im Haus von Harrys Wohnung berichtet Martins arglos von einem „dritten Mann“, der geholfen habe, Harry über die Straße zu tragen. Als Martins ihn überreden will, eine Aussage bei der Polizei zu machen, kommt es zum Streit zwischen den beiden. Später bittet der Portier jedoch Martins, auf eine weitere Unterhaltung am Abend vorbeizukommen. Anschließend berichtet Holly Popescu davon, dass der Portier einen dritten Mann gesehen habe. Als Martins zum verabredeten Zeitpunkt beim Portier eintrifft, ist der Portier jedoch tot, er wurde ermordet. Martins gerät selbst für einen Moment unter Verdacht. Nur knapp kann er nach einer Veranstaltung des British Council zwei zwielichtigen Verfolgern entkommen, die Popescu auf ihn gehetzt hat.

Von Calloway wird er anschließend aufgeklärt, dass er sich mit der gefährlichsten Schieberbande von Wien angelegt habe. Harry betrieb Geschäfte mit gestohlenem Penicillin, das zum Zweck der Gewinnmaximierung gestreckt wurde und bei den Behandelten zu dauerhaften Schäden bis hin zum Tode führte. Joseph Harbin, Mitarbeiter des Militärspitals und Mitglied von Harrys Bande, brachte Calloway auf diese Spur, doch der Mann sei seit ein paar Tagen verschwunden.

Martins besucht Anna, in die er sich verliebt hat, doch sie wiederum kann Harry nicht vergessen. Als er ihr Haus verlässt, bemerkt er in einem Hauseingang gegenüber einen Mann, den er erst für einen Verfolger hält, doch dann erkennt er in ihm zu seiner Verwunderung Harry. Martins läuft ihm nach, verliert ihn aber aus den Augen. Calloway ordnet daraufhin eine Exhumierung an. In Harrys Sarg liegt Calloways Informant Joseph Harbin, der verschwundene Mitarbeiter des Militärspitals.

Martins lässt Harry über dessen Bekannte Kurtz und Winkel wissen, dass er ihn treffen will. Am Riesenrad im Wiener Prater kommt es zur Begegnung, dem Höhepunkt des Films. Beide Männer steigen in eine Gondel des Riesenrades ein. Während der Fahrt rechtfertigt Harry seinen Penicillinhandel mit der Bedeutungslosigkeit des Lebens einzelner Individuen (wobei sich dem Zuschauer der Eindruck aufdrängt, dass er Martins jederzeit aus der Gondel stürzen könnte). Er gesteht sogar ein, seine ehemalige Geliebte Anna an die sowjetischen Beamten verraten zu haben, damit sie ihn in ihrem Sektor dulden, sie bedeute für ihn nichts. Martins schlägt Harrys neuerliches Angebot, für ihn zu arbeiten, aus.

Calloway bedrängt Martins, Harry aus dem sowjetisch besetzten Sektor Wiens in einen von den Westalliierten besetzten zu locken. Als Gegenleistung will er Anna helfen, in den Westen auszureisen. Martins willigt ein. Als Anna am Bahnhof - bereits im Zug sitzend, durch eine kurze Sequenz aber veranlasst, auszusteigen - dahinterkommt, um welchen Preis ihre Abreise ermöglicht wurde, macht sie Martins heftige Vorwürfe und weigert sich, den Zug erneut zu besteigen. Martins zieht seine Zusage zurück, Calloway zu helfen. Daraufhin fährt Calloway Martins in ein Kinderspital, um ihm einige Opfer von Harrys Machenschaften zu zeigen. Schockiert erklärt sich Martins nun bereit, für Calloway als Lockvogel zu arbeiten und Harry der Polizei auszuliefern. Er verabredet sich mit ihm in einem Kaffeehaus.

Als Harry dort ankommt, wird er von Anna, die von dem Treffen erfahren hat, gewarnt. Er flieht in die weitverzweigte, alle fünf Sektoren Wiens verbindende Kanalisation, verfolgt von einem großen Polizeiaufgebot. Harry trifft einen von Calloways Mitarbeitern tödlich, wird jedoch selbst verletzt. Als er durch einen Kanaldeckel entkommen will und diesen nicht öffnen kann, ist sein Schicksal besiegelt. Er nickt Martins zu und bittet ihn konkludent, ihn zu erschießen, was dieser auch tut.

In einer langen Schlusseinstellung sieht man nach Harrys Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof Martins auf Anna warten. Doch diese geht an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Andre Schneider