Hans Christian Andersen und die Tänzerin

Hans Christian Andersen biography, family, musical, romance
Kinostart
14.08.1953
Produktionsland
USA
Genre
Spache
English
Regie
Produktion
Drehbuch
IMDB
6.9 (3387 Stimmen)
83 %
Cover: Hans Christian Andersen und die Tänzerin
In der dänischen Provinzstadt Odense in den 1830er Jahren. Der junge Hans Christian Andersen hat den Beruf seines Vaters übernommen und ist Schuster geworden. Seine eigentliche Liebe aber gilt der literarischen Phantasie, der Erfindung zauberhafter Geschichten für die Kleinen und Kleinsten. Der verträumte Däne fühlt sich erst dann richtig wohl, wenn er in die Welt der verzauberten Wesen und Märchenschlösser, der Prinzen und Prinzessinnen eintauchen kann und seinem jungen Publikum, das ihm mit großen Augen und aufgesperrten Ohren lauscht, davon erzählen kann. Nicht jeder ist von Andersens Tagträumerei begeistert wie die Kinder, denen sein Herz gehört: der hartleibige Lehrer der hiesigen Grundschule hält nichts von Märchen und glaubt, dies alles sei pure Zeitverschwendung und zersetze die Moral. Er beschwört die Stadtoberen wie den Bürgermeister und den Stadtrat, auf Andersen entsprechend einzuwirken. Doch da auch die Erwachsenen Andersens Geschichten lieben und diesen gern zuhören, bleibt die Intervention des Schullehrers ohne Konsequenzen. Vielmehr inspiriert ihn der gnadenlos Lehrstoff in die kleinen Köpfe seiner Schüler hineinhämmernde Pauker zu der Vorstellung, wie sich eine nimmersatte Raupe über die Schönheit blühender Blüten hermacht. Als etwas später die Schüler nicht rechtzeitig zum Glockenschlag auf ihren Schulbänken sitzen, leitet der Lehrer daraus den Schluss ab, dass nur dieser weltfremde Dichter für deren Abwesenheit verantwortlich gemacht werden könne. Wütend stellt der Pauker die Stadtoberen vor die Wahl: entweder er oder Andersen. Und die Männer entscheiden sich dafür, dass Hans Christian Andersen Odense verlassen muss.
Zentraler Bestandteil des Films: Die Ballettaufführung von Die kleine Meerjungfrau (hier in einer Illustration von Bertall aus dem Jahre 1856)

Zeuge dieser Unterredung wird der kleine Peter, ein etwa 14-jähriger Waisenjunge, dem Andersen sehr zugetan ist. Er kehrt daraufhin zu Andersens Schuhmachergeschäft zurück. Peter will den sensiblen Geschichtenerzähler vor der Schmach, vertrieben zu werden, bewahren und schlägt seinem Freund und Beschützer vor, gemeinsam nach Kopenhagen zu gehen. Er hat damit Erfolg. Peter packt Andersens Schusterwerkzeug zusammen, und gemeinsam begeben sich die beiden in die dänische Hauptstadt. Hier findet man sich bald am zentralen Kopenhagener Stadtplatz ein, wo Andersen augenblicklich einen Fauxpas begeht, in dem er sich auf die königliche Statue begibt. Sofort verhaftet ihn ein Polizist wegen Majestätsbeleidigung und führt ihn ab. Der kleine Peter kann Unterschlupf im Hintereingangsbereich des Königlichen Theaters finden. Zufällig belauscht der Waisenknabe ein Gespräch, in dem der Theaterchoreograph Niels nach einem Schuster verlangt, um Ballettschuhe repariert zu bekommen. Sofort verlässt Peter seine Deckung und schlägt den Theaterleuten vor, seinen Freund Andersen aus dem Gefängnis zu holen, denn der sei ein ausgezeichneter Schuster. In der Zwischenzeit erblickt der Hobbydichter aus seinem Zellenfenster ein junges Mädchen, das ihm gut gefällt. Sie wird sofort zu einer Inspiration für ihn, und er zeichnet die zierliche Kleine auf seinem Daumen nach: Das Andersensche Däumelinchen ist geboren. Als Hans Christian ihr seine Schöpfung zeigt, zaubert er dem Mädchen ein Lächeln ins Gesicht.

Den Theaterleuten gelingt es, Hans Christian Andersen aus dem Gefängnis herauszubekommen. Er wird als Schuster eingestellt und ist fasziniert von der Theaterwelt und vor allem von der Grazie und Schönheit des Königlich Dänischen Balletts, das sich gerade in der Probe befindet. Choreograf Niels hingegen ist alles andere als begeistert von der Leistung seiner Primaballerina Doro und putzt diese coram publico herunter. Sie wiederum beschwert sich darüber, dass ihre Schuhe nicht perfekt sitzen würden. Doro überreicht diese an den Schuster Hans Christian, der bei ihrem Anblick augenblicklich schockverliebt ist. Erst nachdem Andersen wieder gegangen ist, erfährt Peter, dass Niels und Doro in Wahrheit miteinander verheiratet sind und deren Streitereien nicht allzu ernst zu nehmen sind. Als Andersen mit den ausgebesserten Ballerinaschuhen ins Theater zurückkehrt, muss er erneut mit anhören, wie sich Niels über Doro lustig macht und ihre Bewegungsmotorik mit der eines Elefanten in einer Schneeverwehung vergleicht. Daraufhin bricht das Mädchen in Tränen aus. Andersen ist empört, wie dieser offensichtlich ruppige Tanzmeister diesen Engel von Ballerina derart schlecht behandeln kann, und entwickelt in seiner Phantasie Pläne, wie er Doro aus den Händen dieses „Berserkers“ retten kann. Als Peter dem Poeten später erzählt, dass die beiden Ballettkünstler in Wahrheit miteinander verheiratet sind, setzt sich Andersen an einen Tisch und schreibt Doro, von der er glaubt, sie habe etwas besseres verdient, einen Liebesbrief. Er wählt die äußere in Gestalt einer Fabel, die er „Die kleine Meerjungfrau“ nennt.

Auf geradezu märchenhafte Weise gerät der von Hans Christian noch nicht abgeschickte Liebesbrief ins Theater, als ein Windstoß ihn aus Andersens Kammer ins Freie und durch ein Theaterfenster dort hineinweht. Der Theatertürsteher findet das Schreiben, sieht, dass es an Doro adressiert ist und überreicht es ihr. Am darauf folgenden Morgen berichtet Peter Hans von diesem Missgeschick, das ihm passiert ist, doch dieser findet nichts dabei; schließlich war der Brief ja für die hübsche Tänzerin bestimmt, und dass sie auf diese Weise seine Liebesworte lese, sei sicherlich ein gutes Omen. Einen weiteren Tag später reist das Ballettensemble zu einer Gastspielreise ab. Daraufhin wendet sich Hans Christian Andersen wieder seiner Lieblingsbeschäftigung zu: Kindern Märchen zu erzählen. In der Gruppe der Kinder entdeckt Andersen einen weitgehend isolierten Jungen namens Lars. Er hat einen kahlen Kopf, wirkt unendlich traurig und wird wegen seines haarlosen Hauptes ständig von anderen Kindern aufgezogen und gehänselt. Sofort fällt dem Märchenerzähler dazu eine schöne Geschichte ein, die vom hässlichen Entlein, das von allen verlacht wird und aus dem eines Tages ein schöner, stolzer Schwan wird. In seiner freien Zeit kreiert Andersen eine Reihe von wunderschön gestalteten Ballettschuhen, die er bei ihrer Rückkehr „seiner“ Doro überreichen möchte. Andersen ist überrascht, als er eines Tages von einem Zeitungsverlag eine Einladung erhält. Der Verleger ist der Vater von Lars, der vorschlägt, Andersens Geschichte vom hässlichen Entlein zu veröffentlichen und ihm auf diese Weise Dank dafür aussprechen möchte, dass er, Andersen, seinem Sohn Lars Selbstvertrauen eingeflößt habe. Andersen ist überglücklich.

Noch am selben Abend kehrt Doros Balletttruppe von ihrem Gastspiel ans Königliche Theater Kopenhagens zurück. Doro erklärt Andersen, dass man in der Zwischenzeit ein Ballett einstudiert habe, das auf seiner „kleinen Meerjungfrau“ basiere. Wieder hält der Tagträumer Andersen dies für ein Zeichen dafür, dass seine Liebe zu Doro Früchte tragen werde. Der junge Peter, sehr viel mehr auf den Boden der Tatsache stehend als sein väterlicher Freund, warnt Hans Christian davor, abzuheben und erinnert ihn daran, wie ihn einst der Stadtrat von Odense mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt habe. Dasselbe könne Andersen mit Doro passieren. Der Poet kann den Einwand Peters nicht verstehen, unterstellt diesem Missgunst und meint, es wäre besser, wenn sich nunmehr beider Wege hier trennen würden. Dann geht Hans Christian Andersen zum Theater, um seiner Angebeteten endlich seine eigens für sie kreierten Ballettschuhe zu überreichen. Niels ist genervt von Andersens Aufdringlichkeit und sperrt ihn daher kurzerhand in einen Wandschrank, damit die Ballettproben nicht gestört werden. Doch auch von dort kann Andersen der Musik lauschen, und in seiner Phantasie ersinnt er sich seinen eigenen Handlungsablauf. Sein Ballett zeigt Meerjungfrauen, die im Ozean umherspringen, während ein hübscher, junger Prinz mit einem Schiff die Wellen kreuzt und auf den Meeresgrund sinkt, um den Meerjungfrauen in ihrem eigenen Meeresgarten zu begegnen. Die Kleinste von ihnen rettet schließlich dem Ertrinkenden das Leben. Doch als der Prinz zu seinem Leben an Land zurückkehrt und sie ihm heimlich folgt, muss die kleine Meerjungfrau feststellen, dass seine Aufmerksamkeit einer Anderen gilt. Gebrochenen Herzens kehrt die Meerjungfrau in ihr nasses Element zurück.

Noch immer ahnt Andersen nicht, dass dies alles das wahre Omen für seine unglückliche und unerreichbare Liebe zu Doro ist. Am nächsten Morgen schickt Doro nach Hans Christian. Erst jetzt wird der Tänzerin klar, dass all die Aufmerksamkeit, die Andersen ihr gegenüber gezeigt hatte, nur Ausdruck seiner Liebe zu ihr ist. Die Kabbeleien zwischen ihr und Niels waren nie ernsthafter Natur, denn das Ehepaar liebt sich trotz allem. In die Aussprache zwischen Hans Christian Andersen und der Tänzerin platzt Niels hinein und demütigt Andersen, in dem er dem Dichter für „Die kleine Meerjungfrau“, die Andersen doch nur aus Liebe zu Doro geschrieben hatte, Geld anbietet. Hans weist Niels’ Angebot zurück und tut so, als sei dieses kleine, poetische Meisterwerk nichts anderes als ein aus einer Laune heraus verfasster Zufallstreffer. Doro nimmt dankbar die eigens für sie entworfenen Ballettschuhe an und „erlaubt“ ihm anschließend huldvoll, sich zu entfernen. Am Boden zerstört, entscheidet sich Hans Christian Andersen zur Rückkehr nach Odense. Auf dem Weg dorthin trifft er auf den ebenfalls heimkehrenden Peter, und beide sprechen sich aus. Daheim angekommen, feiern ihn die Odenser als den großen Helden ihrer Stadt, denn Hans Christian Andersens Ruhm als Märchenautor ist längst bis hierhin gedrungen. Selbst der Lehrer offenbart sich als großer Freund von dessen „moralischen“ Geschichten.

Andre Schneider