Vier Fliegen auf grauem Samt

4 mosche di velluto grigio crime, mystery, thriller
Kinostart
25.08.1972
Produktionsland
Italy, France
Genre
Spache
Italian
Regie
Produktion
IMDB
6.7 (6892 Stimmen)
67 %
Cover: Vier Fliegen auf grauem Samt
Italien in den 1970er Jahren. Der junge Schlagzeuger einer Rockband, Roberto Tobias, fühlt sich seit einer Woche von einem Unbekannten beschattet. Eines Abends bemerkt der genervte Musiker die Gegenwart seines vermeintlichen Observierers, dem er in ein nahezu menschenleeres Theater folgt, wo er ihn schließlich zur Rede stellt. Daraufhin kommt es zu Handgreiflichkeiten, in deren Verlauf der schwarzgekleidete Fremde ein präpariertes Messer zückt. Roberto rammt dem Mann, von dem er sich verfolgt fühlt, versehentlich die Scheinwaffe in den Leib, woraufhin der Getroffene nach einem Sturz bewegungslos liegen bleibt. Das Opfer namens Carlo Marosi ist augenscheinlich tot, erfreut sich jedoch – von Roberto unbemerkt – bester Gesundheit. Kurz nach seiner im Affekt begangenen Tat bemerkt der geschockte Drummer einen maskierten Augenzeugen, der den inszenierten Totschlag aus einer gut einsehbaren Position fotografiert. Wenige Augenblicke später ist der vermummte Zeuge allerdings verschwunden. Der apathische, sich schuldig fühlende Roberto verschweigt diesen Vorfall, informiert aus Angst weder seine Frau Nina noch die Polizei.

In den darauf folgenden Tagen tauchen unheilvolle und belastende Fotos des nächtlichen Gewaltaktes auf, gepaart mit anonymen Briefsendungen und geheimnisvollen Botschaften. Der seelische und körperliche Zustand Robertos verändert sich besorgniserregend. Er hat nachts Albträume von bizarren, orientalischen Enthauptungen. Nach einer angsteinflössenden Drohung wird dem Musiker, der immer mehr zum Opfer avanciert, bewusst, dass der „Fotograf“ ein perverses Spiel mit ihm treibt, das ihn langsam an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. In dieser Situation vertraut sich der terrorisierte und gepeinigte Roberto endlich seiner Frau an. Die intime Unterredung wird dabei heimlich von ihrer älteren Haushälterin Amelia belauscht, die sich bald erpresserisch an den Täter wendet und dafür im weiteren Verlauf der Handlung brutal ermordet wird.

Roberto beschließt derweil aktiv gegen den Unbekannten vorzugehen, den er in seinem erweiterten Bekanntenkreis vermutet. Auf Anraten seines Freundes Gottfried, eines heruntergekommenen, mürrischen Aussteigers, engagiert er den exzentrischen, homosexuellen Privatdetektiv Gianni Arrosio und einen Sonderling namens „Professor“.

Zeitlich versetzt steigert der maskierte Wahnsinnige, der den Psychoterror begann, seine Vorgehensweise. Er wird zum Mörder. Amelia ist der Auftakt einer ganzen Serie von Todesfällen in Robertos näherer Umgebung, darunter auch das vermeintliche Mordopfer vom Anfang des Films – Marosi – sowie Privatdetektiv Arrosio. Nach der gewaltsamen Tötung der jungen Dalia, einer Cousine Ninas, erbittet der beauftragte Pathologe von den trauernden Hinterbliebenen die Vollmacht, ein neuartiges, geradezu revolutionäres Verfahren zu testen, das es ermöglicht, das letzte zum Todeszeitpunkt gesehene Bild des Opfers aus dessen Auge sichtbar zu machen. Als Ergebnis erhält man das wenig aufschlussreiche Bild der titelgebenden vier Fliegen auf grauem Samt.

Roberto organisiert eine Schusswaffe und verschanzt sich mit dieser in seinem Haus. Zur nächtlichen Stunde erwartet er dabei den unbekannten Bösewicht, doch zu seiner Verwunderung kommt lediglich seine paranoide Frau Nina. In diesem Moment bemerkt er bei seiner Gefährtin ein seltsames Medaillon mit einer darin eingeschlossenen Fliege – die Identität des mörderischen Unbekannten ist geklärt, es ist Nina. Als Motiv gibt die psychisch labile Frau ein einschneidendes Kindheitserlebnis an. Sie wurde jahrelang von ihrem tyrannischen Vater misshandelt, der lieber einen Jungen als eine Tochter haben wollte. Noch bevor sie sich an ihrem Elternteil für erlittene Qualen rächen konnte, verstarb dieser jedoch plötzlich. Mit der Heirat Robertos, der ihrem Vater äußerlich ähnelt, versucht sie seitdem ein seelisches Gleichgewicht zu finden, indem sie ihren Ehemann nach und nach in den Wahnsinn treibt, um ihn letzten Endes nach einer gewissen Leidensperiode zu erlösen. Mit Robertos Waffe verletzt sie ihren erstaunten Ehemann, lässt jedoch von einem Mord ab, nachdem Gottfried die Szenerie betritt. Sie entscheidet sich zur Flucht mit dem Auto, fährt dabei auf einen LKW auf und wird von der heruntergeklappten Ladeklappe enthauptet.

Andre Schneider