Aguirre, der Zorn Gottes

Aguirre, der Zorn Gottes adventure, biography, drama, history
Kinostart
03.04.1977
Produktionsland
West Germany
Genre
Spache
English, Quechua, Spanish, German
Regie
Produktion
Drehbuch
IMDB
8 (45134 Stimmen)
98 %
Cover: Aguirre, der Zorn Gottes
Der Film schildert eine fiktive Expedition spanischer Konquistadoren im 16. Jahrhundert, die das legendäre Goldland Eldorado im Urwald des Amazonas ausfindig machen wollen. Nach der abenteuerlichen Überquerung der Anden erreichen die Eroberer, die von peruanischen Hochlandindianern als Träger begleitet werden, unter der Führung von Gonzalo Pizarro den Dschungel und die Sümpfe des Tieflandes.

Nachdem die Expedition zu Lande kaum vorangekommen ist, wird auf Befehl Pizarros eine 40 Mann starke Gruppe zusammengestellt, die auf Flößen nach Proviant suchen und eine Route ausfindig machen soll. Der Voraustrupp wird von Don Pedro de Ursúa geführt, zu seinem Stellvertreter wird Lope de Aguirre ernannt. Zu der Gruppe gehören auch der Franziskanerpater Gaspar de Carvajal, der die Expedition als Missionar und Chronist begleitet und ein Tagebuch führt (das im Film die Rolle des Erzählers übernimmt), sowie zwei weibliche Personen, nämlich Ursúas Geliebte Inés de Atienza und Aguirres Tochter Flores.

Während der ersten Rast der Gruppe am Flussufer werden alle Flöße durch ein Hochwasser fortgespült und es scheint klar, dass die Männer nun auf dem Landweg umkehren müssen. Doch der Unterführer Aguirre, der die Macht an sich reißen und die Expedition auf eigene Faust fortsetzen will, nutzt die Angst der Männer vor im Urwald vermuteten Indios und ihre Begierde, das sagenhaft reiche Eldorado als Erste zu erreichen, und zettelt eine Meuterei an. Ursúa wird angeschossen und in Ketten gelegt, seine Gefolgsleute getötet oder eingesperrt. Um seine Position innerhalb der Gruppe zu legitimieren und zugleich die Brücken hinter sich und der Mannschaft unwiderruflich abzubrechen, lässt Aguirre von dem Priester einen Brief an König Philipp von Kastilien aufsetzen, in dem sich alle Meuterer von Spanien lossagen. Anschließend wird Don Fernando de Guzmán, eine Marionette Aguirres, zum „Kaiser von Eldorado“ ausgerufen.

Pedro de Ursúa wird in einem Schauprozess, dem Carvajal vorsitzt, aus vorgeschobenen Gründen zum Tode verurteilt, aber vom Kaiser entgegen Aguirres Absicht zunächst begnadigt. Die Männer bauen nun ein neues, größeres Floß und die Gruppe setzt ihre Expedition fort. In der Folge wird die Mannschaft durch vom Ufer her von Indianern abgeschossene Giftpfeile und Nahrungsmangel immer stärker dezimiert. Auch intern gibt es Konflikte. Aguirre versetzt die Gefährten mit seiner tyrannischen und gereizten Art in Angst. Inés setzt sich mutig für das Leben ihres verwundeten Geliebten ein, der selbst kein Wort mit den Meuterern spricht. Unterhaltung bieten die Klänge des peruanischen Panflötenspielers, der sie als Sklave zusammen mit einem Dolmetscher und einigen Trägern begleitet.

Die meisten Amazonasanrainer sind den Eindringlingen feindlich gesinnt. Mit Schüssen und dem Donner der mitgeführten Kanone versuchen die Reisenden, Angreifer zu vertreiben, und plündern in der Hoffnung auf Nahrungsvorräte mehrere verlassene Dörfer am Weg. Zwei Eingeborene, die sich auf einem Boot ausnahmsweise friedlich nähern und die Europäer als Götter begrüßen, werden von den Spaniern umgebracht, weil diese ihr Verhalten als gotteslästerlich empfinden: Einer der Indios hatte die vom Missionar überreichte Bibel nach dem Versuch, an dem Buch zu lauschen, um das „Wort Gottes“ zu hören (als das sie der Priester bezeichnet hatte), erschrocken zu Boden fallen lassen.

Guzmán geht ganz in seiner lächerlichen Rolle als Kaiser auf, lässt sich von dem schwarzen Sklaven Okello bedienen und nimmt im Vorbeifahren Ländereien in Besitz. Während alle anderen hungern, speist er fast ununterbrochen und macht sich durch sein Verhalten unbeliebt. Schließlich wird er von Unbekannten mit einer Schlinge auf dem Abort erwürgt. Aguirre nimmt die Ermordung des Kaisers zum Vorwand, um den gefangenen Ursúa, den er von Anfang an hatte töten wollen, von seinem Schergen Perucho in den Wald bringen und aufhängen zu lassen. Bei einem Gefecht in einem Kannibalendorf verlässt kurze Zeit später die verzweifelte Inés, die die von Aguirre ausgehende Gefahr als Einzige von Beginn an klar erkannt hatte, die Gruppe und verschwindet im Urwald.

Ein Erfolg der Expedition wird immer unwahrscheinlicher, jedoch ist der point of no return längst überschritten. Die Männer trinken das Flusswasser und bekommen Fieber. Ein großes Schiff, das im Urwald auf einem Baumwipfel hängt, scheint die Nähe der ersehnten Küste zu verheißen, doch die Männer halten es für eine Wahnvorstellung. Die Reden ihres Führers, der von dem Wunsch getrieben ist, in Eldorado mit seiner Tochter eine Dynastie zu gründen und von dort aus Peru, Panama, Mexiko und die ganze Neue Welt zu erobern, bleiben wirkungslos. Schließlich wird auch Aguirres Tochter vom Ufer her von einem Pfeil getroffen und stirbt in den Armen ihres Vaters. Zum Ende des Films steht Aguirre als letzter Überlebender auf dem über das Wasser gleitenden Floß und erklärt seine Eroberungspläne einer Meute Dunkler Totenkopfaffen, die von den Mangrovenwäldern her auf das Floß gestiegen sind und sich nicht vertreiben lassen.

Andre Schneider