An jedem verdammten Sonntag

Any Given Sunday drama, sport
Kinostart
22.12.1999
Produktionsland
USA
Genre
Spache
English
IMDB
6.9 (109843 Stimmen)
Metascore
52
52 %
Cover: An jedem verdammten Sonntag
Das Football-Team der Miami Sharks steckt in der Krise und hat zu Beginn der Story bereits dreimal in Folge verloren – die Play-off-Teilnahme ist in Gefahr. Als dann auch noch Star-Quarterback Jack Rooney sowie sein ohnehin erfolgloser Ersatzmann verletzungsbedingt ausfallen, muss der dritte Quarterback Willie Beamen ran. Er kann die vierte Niederlage in Folge nicht verhindern, steigert sich aber nach anfänglichen Schwierigkeiten und zeigt ungeahnte Qualitäten. Durch seine überhebliche Art bekommt er jedoch schnell Probleme mit den Gesetzmäßigkeiten des Sports. Sein Auftreten ist geprägt von seiner Herkunft und Problemen mit früheren Coaches, die sein Talent stets verkannten. Beamen ist nicht in der Lage, Demut zu zeigen oder sich für seine Mitspieler zu opfern. Schnell bekommt er auch Probleme mit seiner Freundin Vanessa, die ihn verlässt, und Chefcoach Tony D’Amato, da er dessen Anweisungen missachtet, eigenmächtig Spielzüge ändert und stets die Kollegen verprellt. D’Amato selbst steht ebenfalls unter starkem Druck, da die neue Teameignerin Christina Pagniacci, die Tochter des verstorbenen Präsidenten und treuen Freundes von D’Amato, lediglich darauf aus ist, den Wert des Teams zu steigern und ihre persönlichen Chancen zu verbessern. Letztendlich liebäugelt sie sogar mit dem Verkauf des Vermächtnisses ihres Vaters, D’Amato weiß, dass er in diesem Spiel keine Rolle mehr spielt, und will sich inmitten seiner Midlife-Crisis beweisen, dass er noch Biss hat.

Derweil hat die Mannschaft ganz andere Probleme, sie verliert ihr letztes Spiel, den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde und Linebacker Luther „Shark“ Lavay wegen einer Verletzung, und die Mannschaft versagt Beamen endgültig die Gefolgschaft. Zudem dopt der betriebsblinde Mannschaftsarzt Harvey Mandrake, der mitunter mehr damit zu tun hat, seine Liebschaften vor seiner Freundin zu verheimlichen, als die Mannschaft umfassend zu betreuen, unter dem Druck des sportlichen Erfolgs seine Schützlinge mit oder ohne deren Einwilligung. So verschweigt er auch aus wirtschaftlichen Interessen „Shark“ und dem Trainer dessen schwere Verletzung und das damit verbundene Risiko. Pagniacci bietet ihm eine Gehaltserhöhung, sollte man „Shark“ im nächsten Jahr zu niedrigeren Konditionen weiterverpflichten können. Als D’Amato das erfährt, entlässt er Mandrake und schlägt, einmal in Rage, gleich noch den Sportreporter Jack Rose nieder, der keine Chance ungenutzt lässt, D’Amatos Niedergang zu dokumentieren.

Vor dem Spiel gegen die Dallas Knights, obendrein das Team mit der besten Verteidigung der Liga, muss sich D’Amato zunächst für seinen Ausrutscher gegenüber Rose rechtfertigen. Seine gelangweilt abgelesene Entschuldigungshymne ist ebenso ein feiner Seitenhieb auf die Gesetze der „sauberen“ Sportwelt wie die Einstellung, die den neuen Mannschaftsarzt Ollie Powers beim Verteilen von (medizinisch) überflüssigen Kortisonspritzen zeigt. In einer verzweifelten Ansprache versucht D’Amato das zerstrittene Team zu einen und lässt sie von Jack Rooney aufs Feld führen. Dieser hält das Team mit einem Touchdown-Pass und einem – für seine Verhältnisse sehr ungewöhnlich – selbst erzielten Touchdown im Spiel. In der zweiten Halbzeit wechselt D’Amato Beamen ein, der offenbar endlich die Tragweite seiner Führungsrolle erkannt hat. Mit vereinten Kräften können die Sharks das Spiel in letzter Sekunde gewinnen, nachdem ihnen bereits zuvor der entscheidende Touchdown aberkannt wurde.

Während des Spiels erfährt auch Pagniacci ihre Läuterung und dass sie außerhalb des Mikrokosmos der Sharks eine kaum bedeutende Rolle spielt. Ähnlich wie Beamen merkt sie, dass man sich gerade als Frau erst Respekt erarbeiten muss, bevor man Kontakte nutzen und Forderungen stellen kann. Die Schlussrede von Pagniacci zeigt, wie perfekt inszeniert und doch undankbar Abtrittsreden im heutigen Sportgeschäft sind: D’Amato erklärt seinen Abschied selbst und nennt als Grund das Gefühl, sich selbst nochmals verändern zu wollen, nachdem die Mannschaft im Finale des Pantheon-Cups gegen San Francisco verloren hat. Doch D’Amato hat noch ein Ass im Ärmel – er wird im Niemandsland bei einer neuen Mannschaft antreten, die ihm die volle Managementkontrolle gibt, und verpflichtet zum Erstaunen und Entsetzen der Anwesenden Beamen als seinen ersten Spieler.

Andre Schneider