Babel

Babel drama
Kinostart
10.11.2006
Produktionsland
France, USA, Mexico
Genre
Spache
English, Arabic, Spanish, Japanese, Berber languages, French, Russian, Japanese Sign Language
IMDB
7.5 (262601 Stimmen)
Metascore
69
69 %
Cover: Babel
Die beiden minderjährigen marokkanischen Brüder Ahmed und Yussef werden von ihrem Vater beauftragt, die Ziegenherde der Familie zu hüten. In der Wüste experimentieren die beiden aber viel lieber mit dem mitgegebenen Winchester-M70-Jagdgewehr, das die Herde vor Angriffen von Schakalen schützen soll. Der Vater hat die Waffe seinem Nachbarn Hassan abgekauft, der sie einst von einem japanischen Jäger geschenkt bekommen hatte. Ahmed und Yussef wollen die Reichweite der Büchse austesten, mit der man sein Ziel angeblich aus drei Kilometer Entfernung treffen kann. Der jüngere Yussef zielt gedankenlos auf einen herannahenden Bus, der weiter unten im Tal mit westlichen Touristen unterwegs ist. Unter den Businsassen befindet sich das US-amerikanische Ehepaar Richard und Susan, dem die Reise nach Nordafrika über den Verlust ihres jüngsten Kindes hinweghelfen sollte. Susan, die eine Trennung von ihrem Ehemann erwägt, weil dieser sie nach dem Tod des Kindes verlassen hatte, wird durch das Busfenster hindurch von Yussefs Gewehrkugel getroffen und lebensgefährlich verletzt. Vier Stunden vom nächsten Krankenhaus entfernt, steuert der Bus ein Dorf an, in dem sich der verzweifelte Richard per Telefon an die US-amerikanische Botschaft wendet und um Hilfe fleht. Da die Diplomaten jedoch von einem terroristischen Anschlag ausgehen, verzögert sich aus politischen Gründen das Eintreffen des einzigen Krankenwagens der Region. So muss Richard seine Frau mit Hilfe einer alten Marokkanerin und eines Tierarztes vor dem Verbluten retten. Erst nach Stunden werden Richard und Susan mit dem Rettungshubschrauber in ein Stadtkrankenhaus in Casablanca geflogen, wo Susan die rettende medizinische Versorgung erhält.

Durch einen Telefonanruf ihrer langjährigen Arbeitgeber, Richard und Susan, erfährt die mexikanische Haushälterin Amelia im tausende Kilometer entfernten San Diego von den schicksalhaften Ereignissen. Obwohl Richard sie am Telefon bittet, weiterhin bei den daheim gebliebenen zwei Kindern des Ehepaares zu bleiben, sucht die Mexikanerin nach einem Babysitter, um an den bevorstehenden Hochzeitsfeierlichkeiten ihres Sohnes im nahegelegenen Mexiko teilnehmen zu können. Als sich niemand in der Lage findet, die ihr anvertrauten Kinder zu übernehmen, beschließt Amelia, die beiden mit über die Grenze in ihr Heimatland zu nehmen.

Bei der Wiedereinreise in die USA legt sich Amelias hitzköpfiger Neffe Santiago jedoch mit den ihn provozierenden US-amerikanischen Grenzbeamten an, denen es seltsam vorkommt, dass zwei amerikanische Kinder mit zwei Mexikanern in einem Fahrzeug unterwegs sind. Nachdem Amelia keine Vollmachtserklärung der Eltern vorweisen kann und der angetrunkene Santiago auch noch einen Alkoholtest machen soll, durchbricht er mit seinem Wagen den Grenzübergang in Richtung USA. Beim Versuch, die Grenzpolizei abzuhängen, verlässt er die Straße und lässt Amelia und die beiden Kinder allein in der kalifornischen Wüste zurück, um sie später wieder abzuholen.

Am nächsten Tag lässt Amelia die Kinder zurück, um Hilfe zu holen, und wird halb verdurstet und unter Tränen von der Polizei aufgegriffen und verhaftet. Es stellt sich heraus, dass sie illegal in den USA arbeitet. Nach ihrer Festnahme wird ihre Abschiebung eingeleitet. Während des Verhörs durch den Grenzbeamten erfährt Amelia, dass die Kinder in der Wüste gefunden wurden und am Leben sind.

Parallel zu den beiden Ereignissen versucht in Tokio die junge Chieko den Selbstmord ihrer Mutter zu verarbeiten. Die Tochter des Geschäftsmannes und früheren Jägers Yasujiro, der vor Jahren bei einer Safari in Marokko sein Winchester-Gewehr zum Dank seinem einheimischen Jagdführer Hassan schenkte, ist nett, hübsch und gehörlos. Chieko scheint ihrem Vater eine Teilschuld am Tod ihrer Mutter zu geben und schottet sich förmlich von ihm ab. Zwar ist Yasujiro als alleinerziehender Vater bemüht, aber hoffnungslos überfordert, die Heranwachsende im Zaum zu halten. Die angeborene Kommunikationsbarriere scheint es Chieko zu erschweren, Kontakte zum anderen Geschlecht zu knüpfen, obwohl sie gleichzeitig heftig flirtet.

Die häufige Ablehnung gibt ihr das Gefühl, allein in ihrer eigenen Welt gefangen zu sein. Spaß sucht das Mädchen in Drogen, Alkohol und Partys in der mit Lärm, Musik und Stimmen erfüllten asiatischen Millionenmetropole. Zwar kann Chieko die ohrenbetäubende Musik in der Diskothek nicht hören, spürt aber die Beats und taucht für einen kurzen Moment glücklich in der Menschenmenge unter, bis sie mit ansieht, wie ihre Freundin den von ihr umworbenen Jungen küsst. Wieder zu Hause, sucht sie weinend Nähe und Intimität bei einem Polizisten, den sie zuvor bei der Suche nach Informationen über das verhängnisvolle Gewehr ihres Vaters kennengelernt hatte. In der Schlussszene steht Chieko nackt auf dem Balkon und blickt in das Lichtermeer von Tokio. Ihr heimkehrender Vater tritt hinzu und sie umarmen sich, frei von Vorwürfen und Schuldzuweisungen.

Andre Schneider