Martyrs

Martyrs horror
Kinostart
03.09.2008
Produktionsland
France, Canada
Genre
Spache
French
Drehbuch
IMDB
7.1 (70303 Stimmen)
53 %
Cover: Martyrs
Im Jahr 1971 wird ein Mädchen namens Lucie in der Nähe eines Industriegebietes von der Polizei aufgelesen. Sie wurde, wie man in einer eingespielten Tatortbegehung sieht, in einem kleinen Raum mehrere Jahre lang festgehalten, konnte jedoch fliehen. Allerdings ist sie verstört und stark in sich gekehrt, sodass sie keine genaueren Angaben zu ihren Erlebnissen macht. Sie redet nur mit ihrer Freundin Anna, mit der sie zusammen in einem Waisenhaus aufwächst.

Fünfzehn Jahre später glaubt Lucie, ihre Peiniger in einem Zeitungsartikel wiedererkannt zu haben, und sucht das Haus auf, in dem die Familie wohnt. Sie erschießt die vierköpfige Familie mit einer Schrotflinte. Danach ruft Lucie ihre Freundin Anna an, die Lucies Anruf bereits erwartet. Lucie sollte die Familie an sich nur beobachten und sich Klarheit darüber verschaffen, ob es sich um die richtige Familie handelt. Durch einen Rückblick, eine Erinnerung Lucies, wird klar, dass die Mutter der Familie sie geschlagen und im Industriegebiet festgehalten hatte. Anna lässt sich die Adresse geben, doch als sie im Wald vor dem Haus ist, läuft ihr die verletzte Lucie in die Arme, die – in ihrer Halluzination – von einer grotesken, abgemagerten und stark entstellten weiblichen Gestalt angegriffen wird, die sie für eine Frau hält, die sie während ihrer Flucht gesehen, aber der sie nicht geholfen hat.

Als Anna die Leichen in ein Erdloch im Garten wirft, fällt ihr auf, dass die Mutter Gabrielle schwer verletzt überlebt hat. Anna versucht daher, ihr zur Flucht zu verhelfen. Lucie sieht das und mit einem Hammer erschlägt sie Gabrielle, die für einen Großteil ihres erlittenen Leids verantwortlich ist. Als das ihre Halluzination dennoch nicht beruhigt, schneidet sich Lucie die Kehle durch.

Anna findet am nächsten Tag zufällig einen geheimen Gang im Haus, der in ein unterirdisches Kellergefängnis führt, wo eine stark unterernährte und mit vielen Schnitten übersäte Frau im Dunkeln sitzt, die genau wie einst Lucie von den ehemaligen Bewohnern des Hauses gefangen gehalten wurde. Sie bringt sie nach oben, badet sie und entfernt das Metallkonstrukt, das die Augen bedeckt und mit Krampen in den Kopf genagelt wurde. Anschließend schläft Anna ein, neben der auf der Couch liegenden toten Lucie kauernd, die sie zuvor mitfühlend umarmt hat.

Sie wacht am nächsten Tag wieder auf, weil die gerettete Frau stöhnende Geräusche macht, als sie versucht sich das Handgelenk zu zerschneiden. Als Anna sie davon abhalten will, wird die Frau von der Anführerin einer schwarzgekleideten, bewaffneten Truppe erschossen, die plötzlich das Haus stürmt und Anna in das Kellergefängnis bringt.

Im Kellergang werden ein kleiner Tisch und zwei Stühle aufgestellt, und nachdem sie gezwungen wurde, sich zu setzen, erscheint eine ältere, exzentrisch anmutende Dame, die Anna erklärt, dass Lucie ein „Opfer“ gewesen sei, das damals nur entwischte, weil die Organisation noch zu unorganisiert gewesen sei. Die Opfer werden eingesperrt, erleben ein Trauma und sehen Dinge in ihrer Fantasie, wie Lucie eine Tote, die ihr Schmerz zufügen wollte, oder Schaben, die über einen krabbeln, wie die Frau, die Anna gefunden hat. In einem kleinen Heft zeigt die ältere Frau Anna die Bilder von Märtyrern bzw. Lingchi-Opfern, die „transzendieren“ und alle noch lebten, als die Bilder gemacht wurden, und weist Anna an, in die Augen der Märtyrer zu schauen. Sie erklärt, dass Märtyrer nichts mit Religion zu tun haben, diese Menschen besonders seien und keine Opfer, aus denen die Welt ansonsten nur noch bestehe; dass sie es sogar mit Kindern versucht hätten, sich aber junge Frauen am ehesten zugänglich für die seelische Transformation eines authentischen Martyriums erwiesen hätten, jene von selbstloser Natur, die – einmal gebrochen – durch völlige Selbstaufgabe jedes Leiden gleichgültig über sich ergehen lassen, bis ihre Seele an einem gewissen Punkt den Körper verlässt und das Jenseits betritt, obwohl ihr Körper noch am Leben ist. Wenn man also in der Lage wäre, eine solche Person aus diesem Zustand wieder zurückzuholen, wäre es ihr möglich, vom Leben nach dem Tod zu berichten. Nachdem die Frau wieder geht, wird Anna betäubt.

Anschließend wird in schnellen Zeitsprüngen Annas „Vorbereitung“ auf ihre Begegnung mit dem Tod gezeigt, bei der sie angekettet in dem leeren, abgeschotteten und recht dunklen Raum von den neuen Bewohnern des Hauses schrittweise kahlgeschoren, zwangsernährt und immer wieder bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen wird. Während der Übergriffe sprechen die Peiniger kein Wort mit Anna. Die Erinnerung an Lucie, die ihr sagt, wie sie denkt, dass Angst weggeht, lässt sie furchtlos werden. Nachdem sie schließlich mental wie körperlich gebrochen ist, wird sie bei lebendigem Leib gehäutet. Sie hat daraufhin tatsächlich eine Vision und verkündet mit letzter Kraft der herbeigerufenen älteren Frau ihre Eindrücke.

Die Mitglieder der Organisation, die diese Experimente macht, treffen daraufhin aus vielen Ländern im Haus ein, um zu erfahren, was Anna gesehen hat, da sie von den vier Überlebenden die bisher erste ist, die ihre Erlebnisse erzählt hat. Während die Leute im Foyer darauf warten, dass ihnen die ältere Frau davon berichtet, klopft ein Mann an die Tür des Badezimmers mit der älteren Frau darin, um sie abzuholen. Nach einem längeren Gespräch durch die geschlossene Tür sagt die ältere Frau: „Wissen Sie, was nach dem Tod kommt? Zweifeln Sie!“. Anschließend steckt sie sich einen Revolver in den Mund und drückt ab.

Andre Schneider