Die kleinen und die Bösen

Die kleinen und die Bösen comedy, drama
Kinostart
03.09.2015
Produktionsland
Germany
Genre
Spache
German
IMDB
5.7 (202 Stimmen)
Cover: Die kleinen und die Bösen
Der Bewährungshelfer Benno, einst mit großen Idealen in den Sozialberuf gestartet, hat sich inzwischen in der Tristesse seines Lebens gemütlich-pragmatisch eingerichtet. Seinen Klienten Hotte betreut er schon eine gefühlte Ewigkeit und gibt sich keinerlei Illusionen mehr hin. Denn Hotte ist nicht nur Gewohnheitstrinker, sondern auch Gewohnheitskrimineller: Ob Einbruch, Betrug, Diebstahl oder Nötigung, mit seiner cholerischen und unbelehrbaren Art taumelt er von einer Katastrophe in die nächste. Als diese tickende Zeitbombe unverhofft das Sorgerecht für seine zwei Kinder Dennis und Jenny zugesprochen bekommt, ist Benno zwar klar, dass das nicht gut gehen kann. Aber was soll er schon tun? Lauter hoffnungslose Fälle! So bleibt es zunächst nur bei einem sehr halbherzigen Versuch, die Jugendamt-Mitarbeiterin Pohl davon zu überzeugen, die beiden Teenager in eine betreute Wohngruppe zu geben.

Hotte will ohnehin nichts davon wissen. Er entscheidet sich, das Sorgerecht anzunehmen und zieht zu seinen Kindern in die bequeme Wohnung der gerade verstorbenen Oma. Dass er sie seit der Geburt nicht mehr gesehen hat, ist ihm egal – Hartz IV plus Kinder- und Wohngeld sind für ihn Argumente genug. Als kurz darauf Dennis tödlich verunglückt, hat Benno den Verdacht, dass Hotte seinen Sohn bei einem Diebeszug „anlernen“ wollte. Hotte bestreitet das heftig. Und obwohl er in den nächtlichen Unfall irgendwie verstrickt ist, ist er ausnahmsweise wirklich mal nicht schuld. Was ihm bei seiner Biografie natürlich keiner glaubt.

Für Benno ändert der Vorfall jedoch alles. Er gibt sich die Mitschuld an Dennis Tod. Und in ihm erwacht etwas, was er längst verloren glaubte: Er beginnt, sich für andere einzusetzen, und will Jenny unbedingt Hottes Einfluss entziehen. Da Jugendamt-Mitarbeiterin Pohl auf stur schaltet, sieht Benno nur einen Ausweg, um das Mädchen vor ihrem Vater zu retten: Er stellt Hotte eine Falle, um ihn wieder in sein zweites Zuhause einquartieren zu lassen – den Knast.

Benno überschreitet dabei eindeutig seine beruflichen wie moralischen Kompetenzen. Folgerichtig geht sein Plan schief und er setzt Dinge in Bewegung, die er nicht mehr kontrollieren kann. Als er Jenny übergangsweise bei sich zu Hause einquartiert, reagiert seine Freundin Tanja ausgesprochen ungehalten – sie stellt sich ihren Familienzuwachs anders, nämlich klassisch selbstproduziert vor. Hätte Benno ihr bloß mal etwas früher von seiner Unfruchtbarkeit erzählt. Der Haussegen hängt mächtig schief. Und dann verknallt sich Jenny auch noch in Ivic, einen kosovarischen Nachwuchskriminellen und ebenfalls Klient von Benno.

In dieser chaotischen Situation findet Benno Trost bei Anabell, der portugiesischen Kellnerin aus seiner Stammkneipe, deren feminin-fragile Erscheinung ihn anzieht und deren Lebensmut und Optimismus ihm gut tut. Und Unterstützung kann er gebrauchen, denn Hotte durchschaut Bennos Plan und nimmt den Kampf um seine Tochter auf. Womit er selbst kaum gerechnet hätte: Bei ihm stellen sich langsam tatsächlich so etwas wie Vatergefühle ein. Zusammen mit Ivic plant er einen großen Coup, um sich danach mit dem erbeuteten Geld und Jenny nach Mallorca abzusetzen. Blöd nur, dass Jenny bei diesem Plan plötzlich nicht mehr mitspielen mag.

Als Benno schließlich die Chance bekommt, sich die erbeutete Kohle selbst unter den Nagel zu reißen, muss er die schwierigste Entscheidung seines Lebens treffen. Doch weil aus dem desillusionierten, zynischen Beamten mittlerweile ein Benno geworden ist, der wieder an etwas glaubt, gelingt es ihm sogar, nicht nur sein eigenes Leben – einigermaßen zumindest – zum Guten zu wenden. So findet er sich am Ende mit einem Strandrestaurant auf den Azoren wieder. Sogar sein Traum von einer Familie ist zwar irgendwie wahr geworden, nur eben ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte: Er ist umgeben von einer Patchworkfamilie aus mehr oder weniger hoffnungslosen Fällen: Anabell mit ihrer behinderten Tochter Inez, Jenny und sogar der verrückte Ivic sind dabei. Und das Pulverfass mit der ganz kurzen Lunte – Hotte. Die Sozialarbeit für Benno geht weiter.

Andre Schneider